Photovoltaik-Märkte weltweit 2025: Führende Länder, Trends und Entwicklungen
Die Photovoltaik erlebt 2025 einen beispiellosen globalen Boom. Ende 2024 überschritt die weltweit kumulierte PV-Kapazität bereits 2,2 Terawatt (TW) – das entspricht mehr als 10 % der globalen Stromerzeugung und markiert erstmals einen zweistelligen Anteil von Solarenergie am weltweiten Strommix. Allein im Jahr 2024 wurden rund 600 Gigawatt (GW) an neuer PV-Leistung installiert – ein neuer Rekordwert. Zum Vergleich: Das ist ein Zuwachs von etwa 33 % gegenüber 2023 und entspricht beinahe der dreifachen Jahreskapazität aller Kraftwerkstypen noch vor einem Jahrzehnt. Der durchschnittliche jährliche Zubau stieg in den letzten fünf Jahren um etwa 30 % pro Jahr. Solarenergie hat sich damit zu einer tragenden Säule der globalen Energiewende entwickelt.
Getrieben wird dieser Boom durch rapide gesunkene Kosten und massive Investitionen: 2024 flossen weltweit über 500 Mrd. USD in Solarenergie, mehr als in jede andere Stromerzeugungstechnologie zusammen. Photovoltaik zog damit erstmals auch am Öl und Gas vorbei und steht im Zentrum neuer Energieinvestitionen. Dabei hat vor allem ein Überangebot an Solarmodulen aus China die Preise weiter fallen lassen – allein in den letzten zwei Jahren um rund 30 %. Dies setzte zwar Hersteller unter Druck, befeuerte aber die Nachfrage in vielen Ländern. 2024 entfielen über 75 % aller neu installierten erneuerbaren Energien auf PV-Anlagen. Kurz: Die „Solarrevolution“ ist im vollen Gange und Photovoltaik stellt den Großteil des globalen Kapazitätsausbaus im Energiesektor.
Etablierte Solarmärkte: China, USA und Deutschland
Die etablierten Leitmärkte – allen voran China, die USA und Deutschland – dominieren weiterhin das Geschehen und setzen wichtige Impulse. Doch auch andere Industrieländer wie Japan oder Australien tragen zur PV-Erfolgsgeschichte bei.
China – Solar-Supermacht mit Rekorden
China ist mit Abstand der weltweit führende PV-Markt. Unter regem staatlichem Förderrahmen hat das Land seine Solarkapazitäten auf ein beispielloses Niveau gehoben. Über 1 TW PV-Leistung ist in China inzwischen installiert – beinahe die Hälfte der globalen Solarleistung. Allein 2024 wurden in China über 300 GW neu gebaut, was rund 55–60 % des weltweiten Zubaus entspricht. Damit hat China seinen Vorsprung nochmals deutlich ausgebaut. Zum Vergleich: 2010 lag China bei den PV-Kapazitäten noch hinter Deutschland und Japan zurück; seit etwa 2015 steht es unangefochten auf Platz 1. Chinas beispielloses Wachstum zeigt sich auch darin, dass das Land in den Jahren 2022 bis 2024 seine installierte PV-Leistung mehr als verdoppelt hat (von ~414 GW auf ~1.049 GW).
Dieser Solarboom wird von aktiven politischen Strategien angetrieben. Im aktuellen Fünfjahresplan sind ambitionierte Ausbauziele verankert, und staatliche Investitionen in Solarparks, Netzinfrastruktur und Speicher sind enorm. China nutzt gigantische Wüstenprojekte („Wüstenkraftwerke“) und Hochspannungs-Gleichstromtrassen, um Solarstrom landesweit nutzbar zu machen. Durch diese Maßnahmen lieferte die Photovoltaik 2024 bereits über 8 % des chinesischen Stroms. Gleichzeitig kämpft China in einigen Regionen mit Überkapazitäten zu Spitzenzeiten – Leistungsabregelungen (Curtailment) nehmen zu, weil das Netz zeitweise den Sonnenstrom nicht vollständig aufnehmen kann. Das Land reagiert mit Netzausbau, Speichern und sektorenkoppelnden Anwendungen, um künftig noch mehr Solarstrom zu integrieren.
Auch wirtschaftlich dominiert China die Solarindustrie. Über 80 % der weltweiten Produktion von PV-Modulen und -Vorfertigungen entfallen auf chinesische Unternehmen. 2024 exportierte China Solarmodule mit einer Rekordleistung von rund 236 GW – ein Anstieg um 13 % gegenüber dem Vorjahr. Diese Exportoffensive unterstreicht Chinas Rolle als „Werkbank“ der globalen Energiewende. Die wichtigsten Abnehmer waren 2024 Europa (94 GW, etwas weniger als im Vorjahr), gefolgt von Asien-Pazifik (68 GW, stark wachsend) und den Amerikas (33 GW). Chinesische Solarfirmen wie JinkoSolar, LONGi oder Trina dominieren die Weltmärkte und profitieren von Skaleneffekten, die Module weltweit erschwinglich gemacht haben. Mit rund 4,6 Mio. Arbeitsplätzen – über die Hälfte aller Solarjobs weltweit – ist Chinas PV-Industrie auch ein bedeutender Arbeitgeber. Kurz: China ist Solar-Supermacht und prägt durch seine Marktmacht sowohl Preisentwicklungen als auch technologische Trends.
USA – Dynamisches Wachstum dank neuer Industriepolitik
Die USA rangieren als Solarmarkt auf Platz 2 der Welt und holen mit neuem Schwung auf. Bis Ende 2024 verfügten die Vereinigten Staaten über rund 224 GW PV-Kapazität – deutlich mehr als jedes andere Land außer China. 2024 installierten die USA 47 GW neue Solarleistung, was den bisherigen Rekord nochmals übertraf. Getragen wird das Wachstum von sinkenden Kosten und vor allem von kräftigen politischen Anreizen: Mit dem Inflation Reduction Act (IRA) hat die US-Regierung 2022 ein milliardenschweres Förderpaket geschnürt, das Investitionssteuergutschriften für Solarprojekte sowie Boni für inländisch gefertigte Komponenten gewährt. Dieser industriepolitische Schub zeigt Wirkung – zahlreiche große Solarparks sind in Bau, und auch die heimische Modul- und Zellfertigung erlebt einen Aufschwung.
Regional treiben insbesondere sonnenreiche Bundesstaaten die Entwicklung voran. In Texas, Kalifornien und Florida entstehen laufend neue PV-Großanlagen, aber auch im Nordosten und Mittleren Westen boomt die Dachsolartechnik. Laut Branchenzahlen war Texas im ersten Quartal 2025 der am schnellsten wachsende Solarmarkt unter den US-Bundesstaaten. Immer mehr US-Haushalte und Unternehmen investieren in PV, teils gekoppelt mit Batteriespeichern für mehr Versorgungssicherheit. Solarstrom deckt mittlerweile etwa 5 % des US-Strombedarfs, Tendenz steigend.
Die USA setzen zudem geopolitisch auf Solarenergie, um ihre Energiesouveränität zu stärken. Importzölle auf chinesische Module und ein Importverbot für Produkte mit Zwangsarbeits-Hintergrund (Xinjiang) sollen die Lieferketten diversifizieren. Gleichzeitig fließen Milliarden in den Aufbau einer eigenen PV-Wertschöpfungskette – vom Polysilizium bis zum Modul. Dennoch stammt weiterhin ein Großteil der Solartechnik aus Asien, was die Verwundbarkeit bei Handelskonflikten aufzeigt. Insgesamt stehen die USA vor einer Aufholjagd: Ambitionierte Ziele (100 % sauberer Strom bis 2035) erfordern eine jährliche PV-Installation auf fast chinesischem Niveau. Dank politischer Rückendeckung und reichlich verfügbarem Land könnten die USA langfristig in die Spitzengruppe der Solarstromerzeuger vorrücken. Schon 2024 waren die USA nach China der zweitgrößte Markt für Neuinstallationen – ein klarer Hinweis auf die beschleunigte Energiewende in Übersee.
Deutschland – Europäischer Vorreiter mit neuem Schwung
Deutschland gehört zu den Pionieren der Photovoltaik und erlebt derzeit eine Renaissance im Solarausbau. Nach Jahren der Stagnation infolge gekürzter Einspeisevergütungen zieht der Markt wieder stark an: 16,7 GW neu installierte Leistung im Jahr 2024 machten Deutschland zum Spitzenreiter in Europa. Damit verfügt Deutschland nun über knapp 100 GW Gesamtleistung – der höchste Wert in Europa und Platz 4 weltweit. Etwa 15 % des deutschen Stromverbrauchs werden mittlerweile durch Solarstrom gedeckt. Die Regierung hat ambitionierte Ziele: Bis 2030 sollen 215 GW PV-Kapazität erreicht werden, was eine Verdoppelung innerhalb von weniger als 10 Jahren erfordert. Aktuell ist Deutschland halb auf dem Weg dorthin – rund 107,5 GW waren Mitte 2025 installiert, doch das Wachstum müsste weiter beschleunigen, um das Ziel zu erreichen.
Unterstützt wird der Aufschwung durch verbesserte politische Rahmenbedingungen. Die im „Osterpaket“ 2022 beschlossenen Maßnahmen umfassen höhere Ausschreibungsmengen, Bürokratieabbau und Förderungen für Dachsolar und Speicher. Zudem treibt die Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs viele Akteure in Photovoltaik-Investitionen, um von hohen Strompreisen unabhängiger zu werden – im Jahr 2022 stieg der PV-Zubau in Deutschland um 28 % gegenüber dem Vorjahr. Anfang 2023 wurden Vereinfachungen bei Netzanschluss und Genehmigungen eingeführt, die den Solarausbau weiter erleichtern sollen. Gleichzeitig warnen Branchenverbände vor nachlassender Dynamik: Sinkende Strompreise und Lieferkettenunsicherheiten führten 2024 zu einem leichten Marktrückgang bei neuen Dachanlagen in Europa. Deutschland spürt ebenfalls Engpässe – beispielsweise stoßen Netzkapazitäten mancherorts an Grenzen, und die Industrieproduktion von Solarkomponenten im Inland ist noch gering.
Dennoch hat sich Deutschland wieder als einer der wichtigsten PV-Märkte etabliert. Historisch war Deutschland lange Weltmeister: 2010 entfiel fast die Hälfte der globalen PV-Leistung auf die Bundesrepublik. Nach einem Einbruch ab 2013 verlor Deutschland zwar zeitweise an Bedeutung, aber durch die jüngsten Rekordzubauten konnte es 2024 seine Position als weltweit viertgrößter Solarmarkt behaupten. Neben dem starken heimischen Markt engagieren sich deutsche Unternehmen auch international – etwa bei Solartechnik (Wechselrichter, Anlagenbau) – und profitieren vom globalen Boom. Als Exporteur von PV-know-how und mit einer wiedererstarkten Solarindustrie (u.a. neue Modulproduktionen durch Unternehmen wie Meyer Burger) will Deutschland zukünftig wieder stärker an der Wertschöpfung partizipieren. Mit klarem politischen Rückhalt und hoher Akzeptanz in der Bevölkerung dürfte Deutschlands Solarbranche weiter wachsen – und so Europa helfen, seine Klimaziele zu erreichen.
Auch andere etablierte Märkte spielen eine Rolle: Japan etwa verfügt mit ~97 GW (Ende 2024) über die fünftgrößte PV-Kapazität der Welt. Allerdings hat sich der Zubau in Japan verlangsamt (2024 ca. 5–6 GW), da begrenzte Flächen und Netzhürden den weiteren Ausbau erschweren. Australien wiederum beeindruckt weniger durch absolute Größe (~39 GW, Rang 8 weltweit), sondern durch die höchste Pro-Kopf-PV-Leistung: Über 30 % der Haushalte haben Solaranlagen, und das Land installierte 2024 rund 4 GW neue Kapazität. Damit schöpft Australien sein enormes Solarpotenzial noch lange nicht aus. In Europa folgen auf Deutschland Länder wie Spanien (47 GW gesamt) und Italien (37 GW), die in den letzten Jahren starke Zuwächse verzeichnet haben. Spanien legte 2024 um 8 GW zu – begünstigt durch reichlich Sonne und neue Auktionen – und ist damit nach Deutschland der zweitgrößte Solarmarkt Europas. Insgesamt bleibt festzuhalten: In den traditionellen PV-Ländern ist Solarenergie heute ein unverzichtbarer Bestandteil des Energiesystems und wird mit vielfältigen Maßnahmen weiter vorangetrieben.
Aufstrebende Solarmärkte: Indien, Brasilien und der Rest der Welt
Neben den etablierten Nationen treten immer mehr aufstrebende Länder auf den Plan, die sich rasant zu wichtigen Photovoltaik-Märkten entwickeln. 2024 installierten weltweit erstmals über 30 Länder mindestens 1 GW an neuer PV-Leistung innerhalb eines Jahres – ein deutlicher Hinweis, dass Solar nicht mehr nur ein Phänomen einiger Vorreiter ist, sondern global Verbreitung findet. Insbesondere Schwellen- und Entwicklungsländer nutzen verstärkt die Chancen der Solarenergie, oft getrieben von sinkenden Kosten, hoher Stromnachfrage und dem Wunsch nach Energieunabhängigkeit. Im Folgenden ein Blick auf einige der dynamischsten neuen Solarmärkte:
Indien – Ambitionierter Gigawatt-Markt auf Platz 3
Indien hat sich in wenigen Jahren zum drittgrößten Solarmarkt der Welt aufgeschwungen. Ende 2024 waren in Indien rund 125 GW PV-Leistung installiert – gut ein Viertel mehr als in Deutschland und etwa so viel wie die gesamte EU vor wenigen Jahren. Der Zuwachs ist beeindruckend: 30,7 GW neu wurden 2024 installiert, ein Anstieg um 145 % gegenüber dem Vorjahr. Damit hat Indien 2024 mehr Solarleistung hinzugefügt als jedes Land außer China. Dieser Boom ist Resultat einer umfassenden nationalen Solarstrategie. Die Regierung hat das Ziel ausgerufen, bis 2030 500 GW Erneuerbare (davon ca. 300 GW Solar) zu erreichen. Zahlreiche Solarparks im Gigawatt-Maßstab – oft auf brachliegendem Land oder Wüstenflächen – sind bereits in Betrieb oder Planung. Gleichzeitig wird dezentraler Ausbau forciert: Millionen Solarpumpen für die Landwirtschaft, Dachanlagen in Städten und ländliche Mini-Grids bringen Solarstrom in alle Ecken des Landes.
Politische Programme wie die National Solar Mission und regelmäßige Auktionen zu fallenden Preisen treiben den Zubau an. Indien hat mittlerweile einige der niedrigsten Solarstromgestehungskosten der Welt gesehen (teilweise unter $0,03/kWh bei Auktionen). Herausforderungen bleiben jedoch: Die Netzstruktur muss mit dem Tempo mithalten, es gibt Engpässe bei Übertragung und Verteilung des Solarstroms. Auch die lokale PV-Industrie wird ausgebaut – mit Produktionsanreizen (PLI Scheme) will Indien die Abhängigkeit von Importmodulen senken und eine eigene Fertigung von Zellen und Modulen aufbauen. Bislang deckt China noch den Großteil des indischen Modulbedarfs (2024 importierte Indien ca. 16,7 GW aus China). Doch in Zukunft könnte Indien selbst zum Exporteur werden.
Der Einfluss der Solarbranche auf Indiens Wirtschaft wächst ebenso. Bereits über 300.000 Menschen arbeiten im indischen PV-Sektor. Große Konzerne wie Tata Power und Adani investieren massiv in Solar, und auch internationale Akteure beteiligen sich an Projekten. Indien zeigt eindrucksvoll, wie ein Schwellenland mit konsequenter Politik und fallenden Kosten in kürzester Zeit zur Solar-Großmacht werden kann. Sollte der Trend anhalten, wird Indien seinen Vorsprung gegenüber alten Solarmärkten weiter ausbauen – und einen entscheidenden Beitrag zur globalen Energiewende leisten.
Brasilien – Solarbeschleunigung in Lateinamerika
Brasilien ist der Vorreiter in Lateinamerika und einer der am schnellsten wachsenden Solarmärkte weltweit. Bis Ende 2024 erreichte Brasilien knapp 52 GW kumulierte PV-Leistung. Noch 2018 lag der Wert bei unter 2 GW – diese Verzwanzigfachung in wenigen Jahren verdeutlicht die rasante Entwicklung. 14,3 GW wurden allein 2024 neu installiert, womit Brasilien nach China, den USA und Indien den weltweit viertgrößten Jahreszubau hatte. Ein Großteil dieser Anlagen entfiel auf dezentrale Systeme: Brasilien erlebt einen Boom von Solardächern und kleineren Freiflächenanlagen, insbesondere seit ein attraktives Net-Metering-System 2012 eingeführt wurde. Hausbesitzer, Bauern und Unternehmen investieren in PV, um Stromkosten zu sparen und von zuverlässiger Energie zu profitieren – nicht zuletzt als Ergänzung zur Wasserkraft, die in Dürrejahren schwankt.
Der politische Rahmen hat das Wachstum stark beeinflusst. Bis Ende 2022 galt eine großzügige Regelung, wonach Betreiber kleiner PV-Anlagen nahezu ihren gesamten erzeugten Strom auf die Stromrechnung anrechnen konnten. Dieses „Netzparitäts-Gesetz“ löste einen Installationsrausch aus, bevor ab 2023 neue Einspeiseregeln galten. Die Folge: Allein im Dezember 2022 gingen tausende Anlagen ans Netz, um noch die alten Konditionen zu erhalten. Trotz etwas strengerer Regeln hält der Trend an, da PV sich selbst mit reduzierter Vergütung als rentable Investition erweist – dank hoher Sonneneinstrahlung und gesunkener Modulpreise.
Auch im Großanlagen-Segment tut sich viel. Brasilien hat mehrere PV-Kraftwerke im dreistelligen Megawattbereich errichtet und weitere ausgeschrieben. Internationale Entwickler sind aktiv, da Brasilien stabile Auktionen für erneuerbare Energien durchführt. Solarstrom ergänzt ideal die dominierende Wasserkraft des Landes: Er liefert vor allem im sonnenreichen Winterhalbjahr Strom, wenn viele Stauseen Niedrigwasser haben. Diese Synergie nutzt Brasilien zur Erhöhung der Versorgungssicherheit.
Wirtschaftlich bringt der Solarsektor dem Land Investitionen und Jobs. Schon 264.000 Arbeitsplätze zählte die PV-Branche in Brasilien 2023 – Tendenz steigend, da lokale Montage und zunehmend auch Modulproduktion (z.B. BYD fertigt in Brasilien) Arbeitschancen schaffen. Die Regierung passte jüngst Importzölle auf Module an, um einerseits preiswerte Importe (v.a. aus China, 2024 ca. 22,5 GW geliefert) zu ermöglichen, andererseits den Aufbau einheimischer Fertigung nicht abzuwürgen. Brasilien entwickelt sich so zu einem Balanceakt zwischen globalem Solarmarkt und lokaler Wertschöpfung. In jedem Fall hat das Land wegen seiner immensen Flächen und Sonnenressourcen das Potenzial, in den kommenden Jahren in die Top 5 der Solarmärkte weltweit vorzurücken – ein bemerkenswerter Aufstieg für ein Land, das noch vor kurzem kaum PV hatte.
Weitere aufstrebende Märkte: Nahost, Afrika und Südostasien
Auch in vielen weiteren Regionen der Welt gewinnt Photovoltaik rasant an Bedeutung:
- Naher Osten: Traditionelle Öl- und Gasländer investieren verstärkt in Solarenergie. Saudi-Arabien etwa importierte 2024 über 16,5 GW Solarmodule – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr – um gigantische Solarparks in der Wüste aufzubauen. Das Königreich plant, bis 2030 einen bedeutenden Teil seines Stroms aus PV und Wind zu erzeugen (Vision 2030), um kostbaren Öl- und Gasexport zu schonen. Die Vereinigten Arabischen Emirate betreiben bereits einige der weltweit größten Solarfarmen (z.B. den Mohammed-bin-Rashid-Al-Maktoum Solar Park in Dubai mit perspektivisch 5 GW). Insgesamt stiegen die PV-Installationen im Mittleren Osten 2024 stark an – Modullieferungen in die Region verdoppelten sich nahezu (+99 %). Allerdings werden viele Projekte etappenweise realisiert, sodass die tatsächlichen Inbetriebnahmen 2024 hinter den Importzahlen zurückblieben. Dennoch ist der Trend klar: Günstiger Solarstrom wird auch in der Golfregion zum zentralen Pfeiler der Energiezukunft, was geostrategisch bemerkenswert ist.
- Afrika: Auf dem afrikanischen Kontinent steckt PV zwar noch in den Anfängen, aber einige Länder verzeichnen dynamisches Wachstum. 2024 wurden in Afrika insgesamt 11,4 GW Solarmodule installiert bzw. importiert – ein Plus von 43 %. Nordafrika geht voran: Marokko und Ägypten setzen große Solarparks um, um sowohl den eigenen Bedarf zu decken als auch grünen Strom (bzw. Wasserstoff) perspektivisch nach Europa zu exportieren. Im südlichen Afrika hat Südafrika mit knapp 4 GW importierten Modulen 2024 die Führung übernommen – getrieben von einer anhaltenden Stromkrise (Lastabschaltungen), die private und gewerbliche PV-Installationen massiv ankurbeln. Regierungen in Ländern wie Kenia, Namibia oder Ghana fördern ebenfalls Solarinitiativen, oft in Kombination mit Entwicklungsprogrammen. Dezentrale Off-Grid-Solarprojekte bieten in ländlichen Gebieten erstmals Zugang zu Elektrizität. Zwar beträgt der gesamte PV-Anteil Afrikas an der Weltleistung erst wenige Prozent, doch die Wachstumsraten sind hoch. Experten erwarten, dass Afrika in den kommenden Jahren einer der Schwerpunktmärkte wird, da die Kosten weiter fallen und die Notwendigkeit für klimafreundliche Energie steigt.
- Südostasien: Einige ASEAN-Staaten haben einen regelrechten Solarboom erlebt. Ein eindrucksvolles Beispiel ist Vietnam: Durch sehr großzügige Einspeisetarife explodierte dort der Markt – binnen 2019 und 2020 wuchs die installierte Leistung von praktisch Null auf über 16 GW, was Vietnam kurzzeitig in die Top 10 der Welt katapultierte. Dieser Extrem-Boom überforderte jedoch das Stromnetz; nach Kürzung der Förderung brach der Zubau ab 2021 wieder ein. Dennoch deckt Solarstrom inzwischen über 10 % von Vietnams Elektrizität – ein langfristiger Erfolg der Anschubförderung. Andere Länder wie Thailand, die Philippinen und Malaysia starten ebenfalls PV-Ausbauprogramme, wenn auch moderater. Indonesien – der bevölkerungsreichste Staat der Region – hat 2023 erste größere Solarprojekte ausgeschrieben und peilt bis 2030 einen zweistelligen Gigawatt-Wert an. In Ozeanien ist neben Australien auch Neuseeland aktiv und will seine gute Solarressource stärker nutzen. Insgesamt zeigt sich, dass die Marktdynamik in aufstrebenden Ländern oft stark von politischen Weichenstellungen abhängt: Ein einziges Förderprogramm kann einen „Solar-Ruck“ auslösen (wie in Vietnam), während bürokratische Hürden oder fehlende Netze den Ausbau ebenso schnell wieder ausbremsen können.
Zusammenfassend erweitern diese aufstrebenden Märkte das geografische Spektrum der Solarrevolution. Immer mehr Länder erkennen Solarenergie als Schlüssellösung für nachhaltige Entwicklung, Klimaschutz und wirtschaftliche Chancen. Mindestens 25 Länder können inzwischen über 10 % ihres Strombedarfs mit PV decken – nicht nur in Europa, sondern z.B. auch Chile, Australien oder Griechenland. Und die Liste wächst stetig. Die globale PV-Nachfrage wird damit breiter aufgestellt und weniger einseitig von einigen wenigen Märkten abhängig sein. Für 2025 erwartet die Branche sogar einen weiteren Anstieg des weltweiten Zubaus auf möglicherweise 650 GW neu installierte Leistung. Auch wenn einzelne Regionen zeitweise schwächeln, treiben andere dafür umso stärker – die Solarwelt ist in Bewegung und diversifiziert sich.
Wirtschaftliche Bedeutung: Investitionen, Arbeitsplätze und Exporte
Die Solarbranche hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt – global und in vielen Ländern. Der aktuelle Boom schlägt sich in hohen Investitionssummen, der Entstehung hunderttausender Green Jobs und einer Neuordnung von Handelsströmen nieder.
Investitionen: Photovoltaik lockt enorme Kapitalströme an. 2024 wurden weltweit rund 2 Billionen USD in saubere Energien investiert – davon über 500 Mrd. USD in Solarstromanlagen. Damit fließt inzwischen fast doppelt so viel Geld in erneuerbare Energien wie in fossile Projekte. Solarenergie stellt den größten Posten dar und übertraf im Jahr 2024 sogar die Gesamtinvestitionen in alle anderen Kraftwerkstechnologien zusammen. Diese Finanzdynamik verdeutlicht, dass Investoren zunehmend auf Photovoltaik setzen – sei es Energieversorger, Projektentwickler, Unternehmen oder Privatleute. Niedrige Modulpreise und hohe Energiepreise 2022/23 machten Solarprojekte äußerst attraktiv, sodass trotz zwischenzeitlich gestiegener Zinsen viele Vorhaben realisiert wurden. Besonders in Asien (allen voran China), aber auch in Industrieländern wie den USA und Europa schnellen die Ausgaben hoch. Zugleich ziehen Investitionen in Schwellenländern an: 2024 flossen z.B. in Afrika über 40 Mrd. USD in Erneuerbare – fast doppelt so viel wie 2020, ein Großteil davon in Solarparks. Freilich bestehen regionale Ungleichgewichte: Etwa 85 % aller Solarinvestitionen entfallen auf fortgeschrittene Volkswirtschaften und China, während viele ärmere Länder Nachholbedarf haben. Dennoch zeigen Programme wie die Klimafinanzierung im Rahmen internationaler Abkommen Wirkung und mobilisieren Mittel für PV-Projekte weltweit. Solarenergie ist damit nicht nur klimapolitisch, sondern auch volkswirtschaftlich zu einem Schwergewicht avanciert.
Arbeitsplätze: Mit dem Boom wachsen die Beschäftigtenzahlen rasant. Laut IRENA waren 2023 weltweit 7,1 Millionen Menschen im Bereich Solarenergie beschäftigt – ein Anstieg um 45 % gegenüber 2022. Solar stellt damit 44 % aller Jobs im Bereich erneuerbare Energien und ist der größte Arbeitgeber der Branche. Die Verteilung ist allerdings höchst ungleich: Mehr als 65 % aller PV-Arbeitsplätze liegen in China (rund 4,6 Mio. Jobs), wo Produktion und Installation am umfangreichsten sind. In der EU arbeiten etwa 720.000 Menschen im Solarsektor, in den USA ca. 280.000 und in Indien etwa 319.000. Auch Brasilien (~264.000) und Japan (~115.000) steuern beträchtliche Belegschaften bei. Bemerkenswert: Vier der Top-10-Solarjob-Länder liegen in Asien und drei in Europa – was zeigt, dass neben China auch Länder wie Indien, Japan, Deutschland oder Spanien signifikante Beschäftigungseffekte sehen. Jobs entstehen entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von Produktion (Polysilizium, Module) über Projektentwicklung, Installation bis Betrieb & Wartung. In vielen Ländern avanciert die Solarindustrie damit zu einem wichtigen Sektor für grünes Wachstum. Allerdings konzentrieren sich die industriellen Arbeitsplätze stark in Ostasien – ein Resultat der dominanten Fertigungsrolle Chinas. Regionen wie Europa und Nordamerika fokussieren stärker auf Installation, Forschung und Systemintegration, während die Fertigung (noch) klein ist. Entsprechend versuchen westliche Länder, mit Industrieinitiativen gegenzusteuern (siehe unten), um mehr vom Job-Kuchen abzubekommen. Nichtsdestotrotz: Jeder investierte Dollar in Solar schafft heute etwa doppelt so viele Arbeitsstunden wie in fossilen Sektoren, was Solar auch sozialökonomisch attraktiv macht.
Export und Handel: Kaum ein Sektor ist aktuell so globalisiert wie die Solarindustrie. Photovoltaikmodule und -komponenten zählen heute zu den meistgehandelten Technologieprodukten. Hier zeigt sich eine klare Machtverteilung: China kontrolliert über 80 % der weltweiten Produktionskapazitäten für Polysilizium, Wafer, Solarzellen und Module. Diese Übermacht spiegelt sich im Handel wider – China überschwemmt die Welt mit kostengünstigen Modulen. 2024 stiegen Chinas Solarexporte auf 235,9 GW. Zum Vergleich: Der zweitgrößte Exporteur, vermutlich Malaysia oder Vietnam, liegt im niedrigen zweistelligen GW-Bereich. Europa importierte 2024 knapp 94 GW chinesische Module, Nord- und Südamerika zusammen gut 33 GW, Afrika 11 GW. China hat also einen zentralen Hebel in der globalen Energiewende: Es liefert die Hardware. Die Kehrseite ist eine Abhängigkeit vieler Länder von diesen Importen. Um dem zu begegnen, entstehen weltweit Bestrebungen, die PV-Lieferkette zu diversifizieren. Europa hat z.B. die EU Solar Industry Alliance ins Leben gerufen, die bis 2025 30 GW Produktionskapazität in Europa aufbauen will. Dies könnte über 60 Mrd. € Wertschöpfung und 400.000 Jobs in der EU generieren. Entsprechende Fördermittel stehen mit dem Net-Zero-Industry-Act bereit, um Fertigungsstätten für Solarzellen, Wechselrichter, etc. zu fördern. Indien verhängte Zölle auf chinesische Module und bietet Subventionen, um lokale Hersteller wie Adani Solar oder Tata zu stärken. Die USA locken mit dem IRA großzügige Steuergutschriften für jede in Amerika produzierte Solarzelle bzw. jedes Modul – mehrere Gigafactorys (z.B. von First Solar, Qcells) sind im Bau. Diese Re-Globalisierung der Produktion steckt aber noch in den Anfängen. Kurz- und mittelfristig bleibt China der dominante Exporteur – ein Umstand, der in internationalen Handelsstreitigkeiten bereits für Spannungen sorgt (Stichwort: US-Handelsrestriktionen, EU-Untersuchungen wegen Billigimporten). Auf der anderen Seite profitieren viele Länder von preiswerten Modulen: Ohne Chinas Massenproduktion wären die heutigen Giga-Zubauten kaum finanzierbar. Insgesamt ist Photovoltaik somit nicht nur eine ökologische, sondern auch eine geostrategische Ware geworden, bei der Lieferketten und Handelsbilanzen genau beobachtet werden.
Politik als Marktmotor: Förderrahmen und Marktmechanismen
Photovoltaik-Märkte gedeihen nicht im luftleeren Raum – politische Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle für Aufstieg oder Abschwung. Ein Blick auf die führenden Solarländer zeigt, dass klare Fördermechanismen und langfristige Strategien meist die Basis des Erfolgs sind:
- Förderprogramme und Ziele: Fast alle Top-Solarmärkte verfügen über ambitionierte Ausbauziele und unterstützende Gesetze. China integriert Solarziele in seine Fünfjahrespläne und vergibt Kontingente an Provinzen – ein zentral gesteuerter Ansatz, der für Verlässlichkeit sorgt. Indien formulierte mit der National Solar Mission ein klares Kapazitätsziel (100 GW bis 2022, nun 500 GW bis 2030) und richtet Ausschreibungen daran aus. Deutschland hat per EEG 2023 einen verbindlichen Pfad auf 215 GW bis 2030 festgeschrieben, flankiert von Jahreszielen und Sonderausschreibungen. Solche Zielsetzungen geben Investoren Orientierung und schaffen Marktvertrauen.
- Einspeisetarife und Vergütung: Viele Länder lösten den PV-Boom ursprünglich durch garantierte Einspeisetarife (Feed-in-Tariffs) aus. Deutschland war hier Vorreiter – das EEG 2000 garantierte festen Solarstrom-Abnahmepreis und entfachte den ersten Solarsprint (Deutschland hielt 2010 noch fast 50 % der Weltkapazität). Japan, Italien, Spanien folgten mit ähnlichen Tarifen um 2010, was dort zu schnellem Wachstum führte. Allerdings zeigten sich auch die Risiken: In Spanien wurde das Programm abrupt gekappt, was den Markt einbrechen ließ. Heute setzen viele Länder eher auf marktnähere Ausschreibungen für Großanlagen, um die Kosten zu drücken. Die USA nutzen vorrangig Steuergutschriften (Investment Tax Credit), was Investoren ebenfalls festen Return sichert. Brasilien schuf mit Net-Metering ein Vergütungssystem für Kleinanlagen, das so attraktiv war, dass ein Installationsansturm einsetzte (siehe oben). Insgesamt gilt: Gut designte Vergütungsmodelle können einen Markt binnen weniger Jahre explodieren lassen – wie Vietnam eindrucksvoll bewies. Werden sie jedoch zu spät angepasst oder abrupt beendet, folgt oft ein harter Markteinbruch (Spanien 2013, Tschechien 2011 etc.). Die Kunst für Regierungen besteht darin, Förderungen gleitend zurückzufahren, während die Kosten sinken, um einen satten, nachhaltigen Markt zu etablieren.
- Netzintegration und Bürokratie: Ein oft unterschätzter Faktor sind die „weichen“ Rahmenbedingungen. In vielen Ländern warten Solarprojekte nicht an mangelnder Sonneneinstrahlung, sondern an administrativen und netztechnischen Hürden. Lange Genehmigungsverfahren, fehlende Flächenausweisung und schleppende Netzanschlüsse bremsen z.B. in Teilen Europas den Ausbau. Die EU versucht dem mit Vorgaben zu maximalen Genehmigungsdauern (12 Monate für PV) entgegenzuwirken. Auch Förderpolitik alleine reicht nicht, wenn das Netz nicht mitwächst: So musste Vietnam nach seinem Solarboom Projekte drosseln, weil der Netzausbau hinterherhinkte. Ähnliches droht mancherorts in Europa – SolarPower Europe warnt vor Grid Bottlenecks, die zu Projektwarteschlangen und Abregelungen führen. Erfolgreiche Märkte adressieren das, indem sie Netzausbau und Speicher fördern (z.B. setzt Australien auf Heimbatterien, China investiert in Übertragungsleitungen). Zudem gilt es, Bürger und Gemeinden einzubinden: Modelle wie Bürgerenergie oder Pachtlösungen können lokale Akzeptanz steigern und Planungsverfahren beschleunigen. Summiert man all das, zeigt sich: Der politische Rahmen muss ganzheitlich gedacht werden – von der finanziellen Förderung über die Genehmigung bis zur Infrastruktur. Wo dies gelingt (z.B. derzeit in den USA mit IRA + Netzinvestitionen, oder in Deutschland mit dem Osterpaket), bricht sich das Solarpotenzial ungehindert Bahn. Wo Politik unsicher agiert oder widersprüchliche Signale sendet, bleibt das Wachstum unter den Möglichkeiten.
Innovationstreiber: Techniktrends und neue Anwendungen
Die Photovoltaik-Branche ist nicht nur im Volumen, sondern auch technologisch äußerst dynamisch. Innovation sorgt dafür, dass Solarenergie immer effizienter, vielseitiger und integrierter wird – was wiederum die Märkte befeuert. Einige zentrale Innovationstreiber 2025 sind:
- Effizienzsteigerungen bei Solarzellen: Die Modulwirkungsgrade sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, was Kosten senkt (mehr Leistung pro Fläche) und neue Anwendungen erschließt. Kommerzielle Standardmodule erreichen 21–23 % Wirkungsgrad, moderne Technologien wie TOPCon oder HJT-Zellen bereits 24–25 %. Ein aufregender Bereich sind Tandem-Solarzellen aus Silizium und Perowskit. Im Labor wurden hier Effizienzen von über 30 % erzielt, und erste Pilotfertigungen laufen. 2025 zeigen mehrere Hersteller auf Messen (z.B. SNEC in China) Prototypen von Perowskit-Tandemmodulen mit ~30 % Wirkungsgrad. Diese Technologie könnte in einigen Jahren den nächsten großen Leistungssprung bringen. Ebenso sind leistungsstärkere Module im Kommen: 2025 wurden bereits Module mit über 700 Watt Leistung vorgestellt (Größere Formate, bessere Zellen) – vor wenigen Jahren lag das Maximum noch bei 300–400 W. Solche Innovationen steigern die Attraktivität von PV weiter, da sie Kosten pro Watt reduzieren und den Platzbedarf verringern. Führend bei F&E sind neben China auch Europa (Fraunhofer ISE, HZB mit Weltrekorden) und die USA (NREL). Der Wettlauf um effizientere, langlebigere und nachhaltigere Module ist in vollem Gange.
- Speicher und Sektorkopplung: Solarstrom steht naturgemäß nur am Tag zur Verfügung – doch Innovationen bei Energiespeichern entschärfen dieses „Intermittenz-Problem“. Batteriespeicher werden weltweit vermehrt parallel zu PV-Anlagen installiert, von Heimspeichern bis zu großen Batteriespeichern an Solarparks. Die Kosten für Lithium-Ionen-Batterien sind seit 2010 um über 85 % gefallen, und neue Technologien (Feststoff, Redox-Flow) klopfen an die Tür. 2024 wurden weltweit über 50 Mrd. USD in Batteriespeicher investiert. In sonnigen Regionen ermöglichen Speicher bereits jetzt 24/7-Stromversorgung aus PV. Beispielsweise koppeln in Australien viele Haushalte ihre Solaranlage mit einem Heimspeicher und decken so bis zu 80 % ihres Jahresstrombedarfs selbst. Netzdienliche Speicher puffern Überschüsse am Mittag und geben sie abends ab – sie werden in Kalifornien oder Süddeutschland zunehmend vorgeschrieben, um das Netz zu stabilisieren. Darüber hinaus gewinnt Sektorkopplung an Bedeutung: Überschüssiger Solarstrom kann etwa für die Elektromobilität genutzt (Stichwort: Vehicle-to-Grid) oder in Form von grünem Wasserstoff gespeichert werden. Viele Innovationen zielen darauf ab, Solarenergie flexibel nutzbar zu machen und in alle Bereiche (Wärme, Verkehr, Industrie) zu integrieren. Diese neuen Anwendungen erweitern den Markt – z.B. entstehen „Solar-+Speicher“-Auktionen oder Projekte zur solaren Wasserstofferzeugung in Wüsten (etwa in Oman oder Australien). Solche Kombinationen treiben sowohl die PV-Nachfrage als auch die Systeminnovation voran.
- Neue Einsatzfelder und Solardesigns: Photovoltaik erobert 2025 auch räumlich neue Terrains. Ein Trend ist Agri-Photovoltaik, also die Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen für Nahrungsmittel- und Solarproduktion. In Ländern wie Frankreich, Deutschland oder China laufen diverse Agro-PV-Projekte, wo Solarmodule über Obstplantagen oder Gemüsefeldern installiert werden – sie produzieren Strom und dienen zugleich als Schattenspender oder Hagelschutz. Schwimmende PV ist ein weiteres Innovationsfeld: In wasserreichen Ländern wie Indonesien, Indien oder den Niederlanden werden große PV-Anlagen auf Stauseen oder Baggerseen installiert. Das spart Land und mindert Verdunstung des Wassers. Das weltweit größte Floating-PV-Projekt (Indonesien, 145 MW) ging 2023 ans Netz, viele weitere sind geplant. Auch Gebäude-integrierte PV (BIPV) macht Fortschritte – z.B. Solar-Glasfassaden, Dachziegel mit integrierten Zellen oder Lärmschutzwände mit PV. Zwar noch Nischenanwendungen, aber mit steigendem Volumen. Schließlich werden die digitalen Technologien als Innovationstreiber genutzt: Künstliche Intelligenz optimiert die Betriebsführung von Solarkraftwerken, Drohnen und Robotik reinigen Module automatisiert in Wüstenparks, und Blockchain-basierte Energiebörsen ermöglichen Peer-to-Peer-Handel von Solarstrom unter Nachbarn. All diese Entwicklungen steigern die Effizienz, senken Betriebskosten und eröffnen neue Geschäftsmodelle. Sie tragen dazu bei, dass Photovoltaik immer kompetitiver und vielfältiger wird – was wiederum positive Rückkopplungen auf die Marktgröße hat. Innovation ist somit ein zentraler Motor, um die Solarbranche auf ihrem Wachstumspfad zu halten und kommende Herausforderungen – von Rohstoffverfügbarkeit bis Recycling – zu meistern.
Geopolitische Einflüsse auf den Solarmarkt
Die globale Ausbreitung der Photovoltaik bleibt nicht von geopolitischen Entwicklungen unberührt. Im Gegenteil, Energiepolitik und internationale Beziehungen greifen zunehmend in den Solarsektor ein:
Energiesicherheit und globale Krisen: Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Solarenergie ein Instrument der Energiesouveränität sein kann. Insbesondere Europa reagierte auf die Gaskrise infolge des Ukraine-Krieges 2022 mit einem beschleunigten Ausbau von PV und Wind. Die EU installierte 2022 ein Rekordvolumen von 41,4 GW Solar (47 % mehr als 2021) – als unmittelbare Maßnahme, um russische Gasimporte zu ersetzen und die Strompreise zu drücken. Insgesamt wurde die Prognose für Erneuerbaren-Ausbau in Europa nach Kriegsausbruch um 40 % nach oben korrigiert, weil die Dringlichkeit für heimische saubere Energie stark zunahm. Solarenergie trägt somit zur nationalen Sicherheit bei, indem sie Abhängigkeiten von fossilen Brennstoffen reduziert. Viele Länder (auch China, Indien) betonen in ihren Strategien den Aspekt der Energiesicherheit durch erneuerbare Quellen. Selbst ölreiche Staaten wie Saudi-Arabien setzen PV ein, um im Inland Öl zu sparen und geopolitisch flexibler zu werden. So verwundert es nicht, dass auf COP-Konferenzen Solar oft als „Friedensenergie“ dargestellt wird – sie ist überall verfügbar und kann Konflikte um Rohstoffe entschärfen.
Handelskonflikte und Industriepolitik: Wie aufgezeigt, dominiert China die Solar-Lieferkette – ein Umstand, der in westlichen Hauptstädten strategische Bedenken auslöst. Die USA und EU haben in den vergangenen Jahren diverse Handelsbarrieren errichtet: Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Module (EU 2013–2018), Importquoten, und seit 2021 die US-Uyghur Forced Labor Prevention Act, die den Import von Produkten aus Xinjiang (wichtiges Polysilizium-Zentrum) blockiert. Solche Maßnahmen sollen ethische Standards sichern, sind aber auch Teil des Technologiewettstreits zwischen China und dem Westen. Parallel dazu schwenken viele Länder auf eine aktive Industriepolitik um. Der IEA zufolge versuchen große Volkswirtschaften, durch neue Industriestrategien ihre Position in der Clean-Tech-Wertschöpfung zu stärken. Beispiele sind der IRA in den USA oder Europas Netto-Null-Industrie-Plan – beide zielen darauf ab, Solarproduktion und -innovation im eigenen Land zu fördern, selbst wenn dies kurzfristig teurer ist. China selbst hat seine Solarindustrie übrigens auch durch kräftige staatliche Unterstützung aufgebaut (Subventionen, günstige Kredite, Landvergabe). Nun, da China vorn liegt, appelliert es an andere Länder zur Zusammenarbeit statt Konfrontation in der Energiewende. Doch die Realität sind wachsende Spannungen: Wer liefert die Solartechnik der Zukunft? – Diese Frage ist zum geopolitischen Wettbewerbsfeld geworden. Länder wie Indien oder die USA wollen nicht dauerhaft 80–90 % ihrer Module importieren müssen, während China natürlich bemüht ist, seine Führungsrolle zu behaupten. Dieser Wettlauf könnte einerseits Innovation stimulieren, birgt aber auch Risiken: Wenn jede Region versucht, eigenständig komplette Lieferketten aufzubauen, drohen Ineffizienzen oder sogar Handelskriege. Die Kunst wird sein, eine Balance zu finden – einerseits Diversifizierung für Resilienz, andererseits Kooperation für Kosteneffizienz.
Globale Klimapolitik und Zusammenarbeit: Auf diplomatischer Bühne hat Solarenergie auch eine positive verbindende Kraft. Die Vereinbarung auf der COP28, die erneuerbaren Kapazitäten bis 2030 zu verdreifachen (von ~3 TW 2022 auf ~11 TW), setzt PV als Schlüsseltechnologie in den Fokus. Um dieses Ziel – Teil der globalen 1,5-Grad-Strategie – zu erreichen, müsste ab Ende der Dekade etwa 1 TW Solar pro Jahr installiert werden. Das erfordert enorme internationale Anstrengungen, inklusive Know-how-Transfer und Finanzierung für Entwicklungsländer. Programme wie die International Solar Alliance (eine von Indien initiierte Staatengemeinschaft zur Förderung von Solar in sonnenreichen Ländern) oder diverse bilaterale Partnerschaften (z.B. EU mit Afrika) sollen den Technologietransfer erleichtern. China bietet vielen Ländern im Rahmen der „Belt and Road Initiative“ Unterstützung beim Aufbau von Solarkraftwerken an – was zugleich Einfluss sichert. Westliche Staaten versuchen, mit alternativen Angeboten (G7-Programm „Partnership for Global Infrastructure and Investment“) mitzuhalten und nachhaltige Infrastruktur zu fördern, inklusive PV-Anlagen. Hier zeigt sich Geopolitik von ihrer kooperativen Seite: Solarprojekte in Afrika oder Asien können Win-win-Situationen schaffen, indem sie Klimaschutz mit Entwicklungshilfe verknüpfen. Die Herausforderung bleibt jedoch, ausreichend Kapital und Ausrüstung bereitzustellen. Letztlich könnte Solarenergie – richtig eingesetzt – Spannungen entschärfen: Weniger Kampf um Öl- und Gasreserven, dafür gemeinsame Anstrengungen für eine saubere Energiezukunft. Ob dieses Ideal Realität wird, hängt davon ab, wie die großen Mächte ihre Rivalität im Clean-Energy-Sektor gestalten.
Regionale Einflüsse: Geopolitik wirkt auch indirekt auf die Märkte. Zum Beispiel hat der Ukraine-Konflikt Europa gezeigt, dass dezentrale Energie (PV auf Millionen Dächern) die Resilienz erhöhen kann, was zu neuen Förderungen auf lokaler Ebene führte. Extremwetter-Ereignisse (verstärkt durch Klimawandel) beeinflussen die Politik: Nach Hitzewellen und Dürren riefen etwa EU-Politiker dazu auf, den PV-Ausbau noch vehementer voranzutreiben. Auch Machtblöcke formieren sich: Die OPEC-Staaten denken über eine Art „Solar-OPEC“ nach, um bei Solartechnologien mitzuspielen, während westliche Allianzen wie die G7 Clean Energy Partnership strategische Reserven an kritischen Mineralien (Silizium, Seltene Erden für PV) aufbauen wollen. Man sieht: Die Solarmärkte von heute sind eng verflochten mit den großen Linien der Weltpolitik – von Handelsstrategien über Sicherheit bis Diplomatie.
Fazit und Ausblick
Im Jahr 2025 ist die Photovoltaik endgültig im Zentrum der globalen Energiewirtschaft angekommen. Etablierte Märkte wie China, die USA und Deutschland treiben den Ausbau mit Rekorden voran, während immer mehr Länder aus dem Schatten treten und eigene Solarerfolge feiern. Der Mix aus stetig sinkenden Kosten, politischem Willen (geprägt von Klima- und Sicherheitsüberlegungen) und technologischen Durchbrüchen beschleunigt die Solarstory kontinuierlich.
Die weltweit führenden PV-Märkte zeigen dabei unterschiedliche Facetten: China beeindruckt mit schierer Größe und industrieller Dominanz, die USA mit Innovationskraft und neuen Fördermitteln, Deutschland und Europa mit einem Wiedererstarken aus klimatischen Notwendigkeiten. Indien und Brasilien illustrieren, dass auch Schwellenländer in kurzer Zeit Gigawattmärkte aufbauen können, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Und eine Vielzahl weiterer Länder – von Saudi-Arabien bis Vietnam – beweisen, dass Solarenergie flexibel genug ist, um in verschiedensten Kontexten zu gedeihen.
Blickt man nach vorn, stehen die Marktdynamiken weiterhin auf Wachstum. Zwar können einzelne Jahre Schwankungen bringen (so deutet sich etwa 2026 ein kleinerer Einbruch an, falls China seine Überhitzung abbremst[5]). Doch der übergeordnete Trend zeigt steil nach oben: Branchenanalysten halten es für möglich, dass bis 2030 jährlich 1.000 GW Solarleistung neu installiert werden[54][55]. Das wäre vor kurzem undenkbar gewesen, scheint aber in Reichweite – sofern Politik und Wirtschaft die Hausaufgaben erledigen. Zu diesen Hausaufgaben zählen: Netze auszubauen und zu modernisieren, Speicher zu integrieren, Planungsprozesse zu beschleunigen, Fachkräfte auszubilden und nachhaltige Lieferketten zu gewährleisten. Gelingt dies, steht die PV-Branche vor einem goldenen Jahrzehnt.
Gleichzeitig bleibt Vigilanz geboten. Übermäßige Abhängigkeiten (z.B. von einem Lieferland) müssen reduziert, Umweltschutz bei Rohstoffabbau und Recycling berücksichtigt und soziale Fragen (Wer profitiert vom Solarboom?) beantwortet werden. Doch die Chancen überwiegen klar: Photovoltaik hat sich vom Nischenplayer zum globalen Game Changer entwickelt. Sie treibt Innovationen an, schafft Millionen Jobs und wird zu einem politischen Gestaltungsmittel auf internationaler Bühne.
Für Fachleute wie auch die interessierte Öffentlichkeit ist es spannend zu beobachten, wie diese Mischung aus Technologie und Marktkräften unsere Energielandschaft transformiert. Eines steht fest: Solarenergie ist auf dem besten Weg, im 21. Jahrhundert zur dominierenden Stromquelle zu werden – mit all den wirtschaftlichen und geopolitischen Implikationen, die damit einhergehen. Die führenden PV-Märkte 2025 weisen den Weg in diese sonnige Zukunft. Es liegt nun an allen Akteuren, die Dynamik aufrechtzuerhalten und die gewonnenen Erkenntnisse weltweit zu verbreiten, damit die Solar-Erfolgsgeschichte auch in den kommenden Jahren nachhaltig fortgeschrieben wird.