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Börsenpreisorientiertes Laden von Elektrofahrzeugen mit Node-Red und Victron GX

Stündlich schwankende Strompreise an der Börse (EPEX Spot) eröffnen neue Möglichkeiten, Elektrofahrzeuge kostengünstig und intelligent zu laden. Bei dynamischen Tarifen – etwa von Anbietern wie aWATTar oder Tibber – variiert der Strompreis stündlich entsprechend der Börsenstrompreise. Börsenorientiertes Laden bedeutet, das E-Auto bevorzugt dann zu laden, wenn der Strompreis niedrig ist, und teure Hochpreis-Zeiten zu meiden. Für Anwender in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) kann dies erhebliche Kosteneinsparungen bringen und zugleich Netzlastspitzen reduzieren.

Einführung: Dynamische Stromtarife und „börsenorientiertes“ Laden

In diesem Fachbeitrag zeigen wir, wie Elektriker und Entwickler mit Node-Red und einer Victron Energy EV Charging Station (EV-Ladestation) eine flexible, dynamische Ladeautomatisierung umsetzen können. Node-Red dient dabei als zentrale Integrationsplattform, um Börsenstrompreisdaten (z.B. EPEX Spot Day-Ahead Preise über aWATTar/Tibber APIs) abzurufen und die Ladestation intelligent zu steuern. Wir erläutern Schritt für Schritt die Einbindung der Strompreisdaten, die Einrichtung der Node-Red-Flows, die Ansteuerung der Ladestation über Victron GX-Geräte (z.B. Cerbo GX) sowie die Entwicklung einer Ladelogik mit Zeitfenstern und Prioritäten für eine kostenoptimierte Ladung. Ein klar strukturierter Aufbau mit Praxisschritten, technischen Hintergrundinfos und Tipps zur Fehlervermeidung soll sowohl gewerblichen als auch privaten Anwendern einen professionellen Leitfaden bieten.

(Hinweis: Victron Energy Komponenten ermöglichen bereits eine enge Integration – die EV Charging Station kann vollständig via GX-Gerät und Internet-Portal (VRM) überwacht und gesteuert werden. Node-Red nutzt diese Infrastruktur, um noch flexiblere Steuerungslogik – etwa auf Basis von Strompreisen – umzusetzen.)*

Strompreisdaten von EPEX Spot einbinden (aWATTar, Tibber & API-Optionen)

Der erste Schritt zum börsenpreisorientierten Laden ist der Zugriff auf die aktuellen und bevorstehenden Strompreisdaten. Die Preise für den Day-Ahead-Handel (für jede Stunde des nächsten Tages) werden täglich über die Strombörse EPEX Spot veröffentlicht. Dienste wie aWATTar (in DE/AT) oder Tibber bereiten diese Börsenpreise verbraucherfreundlich auf und bieten APIs an, über die sich die Daten automatisiert abrufen lassen. So existieren z.B. öffentliche JSON-APIs von aWATTar für viertl und stündliche Preise in Deutschland und Österreich. Ein Node-Red-Flow kann diese Daten direkt abfragen:

aWATTar API: Ohne Authentifizierung abrufbar. Ein einfaches HTTP-GET auf https://api.awattar.de/v1/marketdata liefert ein JSON-Array mit den Preisen der kommenden 24 Stunden. Darin sind Zeitstempel und Marktpreise (€/kWh) enthalten, die für unsere Zwecke in €/kWh umgerechnet werden (Teilung durch 1000) müssen. Node-Red kann die Antwort per HTTP Request Node einholen, dann mit einem JSON Node in ein JavaScript-Objekt umwandeln und per Function Nodes weiterverarbeiten. Beispielsweise stellt ein Community-Flow die aWATTar-Preise grafisch als Balkendiagramm dar und stellt sie als Array zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung. Wir können dieses Array nutzen, um die günstigsten Stunden zu identifizieren.

Tibber API: Tibber-Kunden können über eine GraphQL-API die Spotpreise ihres Standorts abrufen. Hierfür wird ein API-Token benötigt. In Node-Red lässt sich entweder direkt eine HTTP-Anfrage mit GraphQL-Query formulieren oder komfortabler das Node-Red-Modul node-red-contrib-tibber-api verwenden. Dieses Modul stellt spezielle Nodes bereit, um die aktuellen und prognostizierten Preise vom Tibber-Service abzuholen. Im Hintergrund greift Tibber ebenfalls auf EPEX-Spot Daten zurück, inkludiert aber oft bereits Steuern und Aufschläge im ausgewiesenen Endpreis.

Alternative Datenquellen: In Deutschland bietet z.B. die Plattform Corrently (Stromdao) eine API für lokale Börsenstrompreise an, die sogar Regionalfaktoren (Netzentgelte je PLZ) berücksichtigt. Node-Red Nodes wie nr-strompreis stellen dafür einen fertigen Baustein zur Verfügung. Ebenso könnten fortgeschrittene Nutzer die ENTSO-E Transparenzplattform nutzen (welche europäische Day-Ahead-Preise als CSV/XML publiziert), was jedoch etwas komplexer in der Verarbeitung ist. Für die meisten Anwendungsfälle reichen aWATTar oder Tibber vollkommen aus, da sie die EPEX-Daten bequem zugänglich machen.

Node-Red Umsetzung: Im Node-Red-Editor legen wir zunächst einen separaten Flow für den Preisabruf an. Ein Inject-Node (Zeitsteuerung) kann konfiguriert werden, um täglich um ca. 14:05 Uhr (nach Veröffentlichung der neuen Day-Ahead-Preise) die Aktualisierung anzustoßen. Dieser triggert einen HTTP Request Node mit der URL der Preis-API. Die empfangenen Rohdaten (JSON-String) werden dann mit einem JSON-Node geparsed. Anschließend kann man die Preisdaten nach Bedarf filtern und aufbereiten: z.B. mittels eines Function-Nodes alle Stunden extrahieren, den Preis in Cent/kWh umrechnen, und ggf. nur einen bestimmten Zeitraum betrachten (etwa die Nachtstunden von 22–6 Uhr, wenn man nur in diesem Fenster aus dem Netz laden möchte). Die Ergebnisdaten (z.B. eine sortierte Liste günstiger Lade-Stunden oder ein Zeitplan) sollten in einer globalen Variable oder im Flow-Context gespeichert werden, damit andere Flows (die Ladelogik) darauf zugreifen können.

Zur Verifizierung kann es hilfreich sein, die Preise z.B. auf einem Node-Red-Dashboard als Diagramm anzuzeigen oder per Debug-Node auszugeben. Damit sieht man schnell, ob die Daten korrekt ankommen. (Ein Beispiel: In einem Testlauf mit aWATTar-API wurden Preise von ~30 ct/kWh am Abend und ~5 ct/kWh in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages sichtbar – eine deutliche Spreizung, die den potenziellen Kostenvorteil zeigt.)

Node-Red auf dem Victron GX-System einrichten

Damit Node-Red mit der Victron EV-Ladestation kommunizieren kann, muss es Zugang zum Victron System (GX-Gerät) haben. Hier gibt es zwei Varianten:

1. Node-Red direkt auf dem GX-Gerät (Cerbo GX): Victron bietet ab Version 2.80 der GX-Firmware die Option eines „Venus OS Large“ Images an, das Node-Red bereits vorinstalliert enthält. Auf einem Cerbo GX lässt sich dieses spezielle Firmware-Image aufspielen, wodurch Node-Red und nötige Zusatzdienste (Mosquitto MQTT Broker, Signal K etc.) installiert werden. Nach der Installation kann Node-Red über das lokale Netzwerk oder das Victron VRM-Portal aufgerufen werden (im VRM unter Remote Console gibt es dann einen Node-Red Link). Der Vorteil dieser Variante: Node-Red läuft lokal auf dem Energiesystem, hat direkten Zugriff auf den internen Datenbus (dbus) und die Victron Node-Red Nodes sind schon eingerichtet. Victron liefert ein eigenes Node-Paket @victronenergy/node-red-contrib-victron, das vordefinierte Knoten bereitstellt, um Datenpunkte von Victron-Geräten zu lesen und zu schreiben (z.B. Batterie-SoC, Wechselrichter-Leistung, EVCS-Status). Dies vereinfacht die Fluss-Erstellung erheblich, da keine niedrigen Modbus- oder MQTT-Details manuell programmiert werden müssen.

2. Node-Red auf externer Hardware (Raspberry Pi, Server) im Netzwerk: Alternativ kann Node-Red auf einem separaten Rechner installiert werden (z.B. einem Raspberry Pi, der im selben lokalen Netzwerk wie der Cerbo GX hängt). In diesem Fall muss eine Kommunikationsschnittstelle zum GX-Gerät eingerichtet werden. Üblich ist hier, MQTT auf dem GX zu aktivieren: Das Cerbo kann seine Systemdaten zyklisch an einen MQTT-Broker publizieren (lokal oder remote). Node-Red kann sich dann mit einem MQTT-Subscribe auf die relevanten Topics einklinken. Ebenso können Steuerbefehle via MQTT an das GX gesendet werden (Publish auf spezielle Topics). Die Victron-Dokumentation nennt dies die „MQTT auf LAN“ Schnittstelle. Wichtig ist, dass man im GX unter Einstellungen → Dienste den Modbus-TCP-Server aktiviert, da die EV Charging Station ihre Daten über Modbus TCP an das GX meldet. Node-Red greift zwar letztlich auf den D-Bus zu, aber diese Vorbedingung muss erfüllt sein, damit der EV-Lader im System erkannt wird. Zudem ist bei externer Node-Red-Installation die Installation der Victron-Node-Red Nodes ebenfalls möglich (über den Palette-Manager via npm, Paket node-red-contrib-victron), um ähnlich komfortabel auf Victron-Daten zuzugreifen.

Tipp: Für viele Anwender ist Variante 1 die einfachste. Wie ein Victron-Mitarbeiter im Forum bestätigt: „Mit Node-Red kann man all das programmieren. Am einfachsten das Large Image auf dem Cerbo nutzen, Node-Red aktivieren und die gewünschte Logik erstellen.“. Node-Red läuft dann quasi als Teil des GX-Systems. Die folgende Anleitung geht vom Betrieb auf dem Cerbo GX (Venus OS Large) aus – externe Installation erfordert vergleichbare Schritte, jedoch müssen dort MQTT-Verbindungen manuell eingerichtet werden.


Beispiel: Victron Cerbo GX Systemmonitor. Das GX-Gerät (hier ein Touch-Display des Cerbo GX) überwacht alle Energieflüsse im System – vom Netzbezug (-12 W, links) über einen Batteriespeicher (90% SoC, unten) bis zur PV-Erzeugung und den Lasten. Die Victron EV Charging Station lässt sich vollständig in dieses System integrieren und via GX steuern. Node-Red greift auf dieselben Datenpunkte zu, um je nach Strompreis automatisch Ladefreigaben zu erteilen.

Steuerung der Victron EV Charging Station über Node-Red und GX

Die Victron EV Charging Station (EVCS) verfügt über drei Betriebsmodi: „Auto“ (PV-Überschussladen), „Manual“ (Manuelles Laden mit festem Strom) und „Scheduled“ (Zeitplan-basiertes Laden). Für unser preisorientiertes Laden verwenden wir den manuellen Modus, da dieser externe Steuerbefehle zulässt. Im Auto-Modus würde die Station nur anhand PV-Überschuss arbeiten, und im Schedule-Modus erwartet sie statische Zeitpläne. Im manuellen Modus hingegen können wir dynamisch Start/Stopp und Ladestrom vorgeben.

Einrichtung im GX: Stellen Sie sicher, dass die EV Charging Station mit dem GX gekoppelt ist (im Cerbo GX Menü unter Geräte sollte die EVCS erscheinen). In den EVCS-Einstellungen auf dem GX bzw. in der Weboberfläche setzen wir den Modus auf „Manual“ und (falls verfügbar) deaktivieren vorerst interne Zeitpläne. Nun kann Node-Red das Laden steuern. Der Datenfluss ist dabei wie folgt: Der Cerbo GX tauscht mit der EVCS kontinuierlich Daten über Modbus-TCP aus – Status, Ströme, Fehler etc. – und spiegelt diese auf dem internen Datenbus. Node-Red greift über die Victron-Node-Red-Nodes auf den Datenbus zu und kann darüber Ladebefehle senden. Konkret gibt es z.B. den Ausgangsknoten “EV-Charger | Start/stop charging (manual mode)” zum Starten oder Stoppen des Ladevorgangs und “EV-Charger | Set charge current (manual mode) (A)” zum Vorgaben des Ladestrom-Sollwerts. Diese Nodes setzen letztlich entsprechende Werte auf dem D-Bus (/StartStop mit Enum 0=Stop,1=Start; /SetCurrent mit einem Float für Ampere).

In Node-Red ziehen wir also einen Victron-Output-Node für EV-Charger Start/Stop in den Flow und konfigurieren ihn auf unsere Ladestation (im Dropdown sollte die EVCS z.B. mit Namen und einer Service-ID auftauchen, etwa com.victronenergy.evcharger/40). Einen zweiten Output-Node konfigurieren wir für Set Current. Ergänzend sind Victron-Input-Nodes für Status hilfreich – etwa um den aktuellen Verbindungsstatus, den Ladestatus (wartet, lädt, fertig) und die momentan gesetzte Stromstärke auszulesen. Diese können als Trigger dienen, um z.B. zu erkennen, ob das Auto angeschlossen ist (Status wechselt von „Disconnected“ zu „Connected“) oder ob der Ladevorgang beendet wurde.


Node-Red-Flow zur EV-Ladestationssteuerung: Zwei violette Input-Knoten (
evcharger/startstop und evcharger/newcurrentset) repräsentieren Statusänderungen der Victron EV Charging Station im GX-System. Sie sind als „connected“ markiert, was eine aktive Kopplung bedeutet. Bei Änderung (z.B. ein neues Lade-Soll oder ein Startbefehl) übernehmen gelbe Function-Nodes die Aufbereitung der Nutzdaten (hier Umwandlung in Zahlen) und leiten sie an die blauen Output-Knoten weiter. Diese sind beschriftet mit “EV-Charger | Start/stop charging (manual mode)” bzw. “... Set charge current (manual mode) (A)” – über sie sendet Node-Red den Start/Stop-Befehl (0 oder 1) sowie den gewünschten Ladestrom in Ampere an die Ladestation im manuellen Modus. Die Verwendung dieser Victron-spezifischen Nodes vereinfacht die Integration enorm, da keine direkten Modbus-Kommandos implementiert werden müssen.

Praxistest: Schließt man nun ein E-Auto an die Ladestation an (im Manual-Modus), wird es zunächst nicht sofort laden, sondern in „Waiting for start“ verharren (Station wartet auf Freigabe). Node-Red erkennt den Statuswechsel via Input-Node und kann, sobald die richtigen Bedingungen erfüllt sind (günstiger Preis, passendes Zeitfenster), den Startbefehl senden. Ein Nutzer berichtet aus der Praxis: „Ich nutze Node-Red, um meine EV-Ladestation über das Cerbo GX zu aktivieren, da ich automatisch bestimmen möchte, wann und mit wie viel Leistung mein Auto geladen wird basierend auf verschiedenen Faktoren“. Dabei wird die Station auf manuell gestellt und Node-Red sendet beim Eintreffen des Autos zunächst einen Startbefehl: „Sobald ich das Auto anstecke (Status 6 = Waiting for start), schicke ich ‘1’ (Start) an das Node-Red-Objekt EV-Charger | Start/stop charging (manual mode) und der Ladevorgang beginnt.“. Genauso lässt sich später ein Stop-Befehl (0) senden, um den Ladevorgang gezielt zu beenden – etwa wenn ein Preis-Peak erreicht ist oder das geplante Budget kWh geladen wurden. Diese Feinsteuerung per Node-Red ist der Schlüssel zur dynamischen Ladung. Wichtig ist, den Ladestrom so zu regeln, dass er innerhalb der zulässigen Grenzen des Fahrzeugs und der Installation liegt (meist 6 A Mindeststrom, bis max. 16 A oder 32 A je nach Wallbox und Anschluss). Node-Red kann z.B. je nach Preisniveau den Strom variieren (z.B. bei sehr niedrigen Preisen auf 16 A voll hochregeln, bei grenzwertig höheren Preisen evtl. drosseln, je nach Strategie).

Ladelogik entwickeln: Prioritäten, Zeitfenster und Kostenoptimierung

Mit den Preisdaten in der Hand und der technischen Ansteuerung bereit, geht es an die Ladeentscheidungs-Logik. Hier bestimmt der Anwender, wann und wie das Fahrzeug tatsächlich geladen werden soll. Wichtige Faktoren sind:

  • Benutzerdefinierte Ladezeiten (Zeitfenster): In vielen Fällen möchte man das E-Auto über Nacht laden, jedoch nicht unbedingt durchgehend, sondern nur in günstigen Stunden. Beispielsweise könnte ein Privatanwender vorgeben: das Auto darf zwischen 22:00 und 06:00 Uhr laden, um am nächsten Morgen voll zu sein. Gewerbliche Flotten könnten andere Fenster wählen (z.B. tagsüber wenn Überschuss vorhanden, oder am Wochenende etc.). Node-Red ermöglicht es, solche Zeitfenster zu berücksichtigen. Einfach umzusetzen ist es mit einem Zeitplan-Node (z.B. dem cron-plus Node-Red Node): Man könnte z.B. zwei Cron-Ereignisse definieren – eines um 22:00 (Ladefreigabe-Fenster öffnet) und eines um 06:00 (Fenster schließt). Innerhalb dieses Intervalls würden Preis-bedingte Ladungen erlaubt, außerhalb nicht. Alternativ prüft man in der Steuerlogik bei jedem Ladevorgang die aktuelle Uhrzeit gegen Grenzwert (eine einfache if-Bedingung im Function-Node).

  • Preis-Schwellen oder günstigste Stunden: Die Kernfrage lautet: Nach welchem Kriterium soll geladen werden? Zwei gängige Ansätze:

·       Schwellwert: Lade nur, wenn der Strompreis unter X Cent/kWh liegt. Dieser Wert X kann man wählen, z.B. der durchschnittliche Börsenpreis des letzten Monats oder ein Wert, bei dem Laden günstiger als alternative Energien (wie Dieselgenerator o.Ä.) ist. Node-Red würde dann aus dem Preisarray alle Stunden identifizieren, deren Preis < X ist, und für diese Stunden den Ladevorgang planen. Nachteil: Ist X sehr niedrig, lädt man evtl. zu wenig Stunden (Auto wird nicht voll). Ist X zu hoch, lädt man auch in teuren Stunden.

  • Top-n-günstigste Stunden: Hier legt man fest, wie viele Stunden geladen werden soll (abhängig vom Ladebedarf) und wählt die n billigsten Stunden des gewünschten Zeitfensters. Beispiel: Der Akku des EV benötigt ca. 4 Stunden Laden bei 11 kW um voll zu werden → Node-Red sucht die 4 billigsten Stunden zwischen 22 und 6 Uhr aus. Diese Methode garantiert, dass das Auto am Ende geladen ist (sofern genug Stunden im Fenster), und optimiert die Kosten innerhalb der Rahmenbedingungen. Die Umsetzung in Node-Red erfolgt, indem man das Preisarray sortiert oder filtert: Man kann jedem Stunden-Slot z.B. ein Flag „selected“ geben für die niedrigsten n Preise. Das geht mit etwas JavaScript-Code im Function-Node (z.B. .sort() das Array nach Preis, dann die ersten n Einträge markieren).

  • PV-Überschuss vs. Netzbezug priorisieren: In gemischten Systemen – etwa wenn eine PV-Anlage und Batterie vorhanden ist – will man primär Solarstrom nutzen. Victron’s EVCS Auto-Modus lädt automatisch bei Überschuss. Unsere Node-Red-Ladelogik sollte also möglichst komplementär zur PV-Steuerung arbeiten: Am Tag PV-Überschuss nutzen (Auto-Modus), in der Nacht Netzstrom nutzen, aber nur bei billigem Tarif (Node-Red manuell). Praktisch kann man das so lösen, dass Node-Red tagsüber nichts tut (die Station bleibt ggf. im Auto-Modus, sofern PV vorhanden), und z.B. zum Sonnenuntergang Node-Red die Kontrolle übernimmt (Umschalten auf Manual Mode und Laden nach Börsenpreisen steuern). Dieses Umschalten lässt sich ebenfalls automatisieren. Zum Beispiel kann Node-Red über einen Sonnenuntergangs-Node (node-red-contrib-sunevents) ermitteln, wann die Sonne untergeht, und dann in den manuellen Modus wechseln. Oder man fixiert eine Uhrzeit, z.B. 17:00, wo in Wintermonaten typischerweise kein PV-Überschuss mehr da ist.

  • Ladeleistung begrenzen & Hausverbrauch berücksichtigen: Bei allem Fokus auf Preise darf die elektrische Sicherheit und Hausinfrastruktur nicht vergessen werden. Wenn zeitgleich andere große Verbraucher aktiv sind, muss ggf. der Ladestrom reduziert werden, um einen Hausanschluss nicht zu überlasten. Victron-Systeme mit ESS können Lastabwurf und Netzlimit bereits managen. Zusätzlich existieren Node-Red-Flows, die z.B. anhand eines Haus-Zählers die EV-Ladung drosseln, um 20 A Hausnetzlast nicht zu überschreiten. Solche Mechanismen (oft Load Balancing genannt) lassen sich mit Leistungsmess-Input-Nodes und etwas Logik ebenfalls integrieren. Gewerblich (z.B. in einem Betrieb mit mehreren EVs) könnte man zudem Prioritäten vergeben: Etwa erst Fahrzeug A laden (höchste Priorität), dann Fahrzeug B, usw., je nach Notwendigkeit. Node-Red könnte dies steuern, indem es zunächst nur die Wallbox A freigibt und Wallbox B gesperrt hält, bis A fertig ist oder ein Zeit-/Preiskriterium erfüllt. In unserem Einzel-Fahrzeug-Szenario ist Priorisierung eher auf die Energiequellen bezogen (PV vor Netz) oder auf den Kosten/Nutzen (ggf. leichte Batterie-Entladung zulassen, um sehr teure Netzpreise zu vermeiden – was aber den Rahmen hier sprengt).

Implementierung im Flow: Wir erstellen einen Flow „Ladelogik“, der z.B. jede Viertelstunde prüft, ob die Bedingungen zum Laden erfüllt sind. Man könnte das ereignisbasiert machen (z.B. bei Preisaktualisierung oder beim Anstecken des Autos die Entscheidung fällen). Eine robuste Lösung ist ein Trigger alle 15 Minuten: Dieser ruft eine Function auf, die in Pseudocode etwa so arbeitet:

if (Auto_angesteckt && innerhalb_Ladefenster) {
    preis = holePreis(jetzige Stunde);
    if (preis < Preis_Schwelle) {
        Start_Laden();
        setze_Ladestrom(optimaler Wert);
    } else {
        Stop_Laden();
    }
} else {
    // Außerhalb Fenster oder kein Auto, sicherheitshalber Ladung stoppen
    Stop_Laden();
}

Im Fall der Top-n-Logik würde man statt eines einfachen Vergleichs eine Liste der „erlaubten Stunden“ berechnen (z.B. vorab in einer Array-Variable günstigeStunden[] gespeichert). Die Function prüft dann if (currentHour in günstigeStunden) Start_Laden() else Stop_Laden(). Bei Wechsel der Stunde (kann man via Inject zu Beginn jeder Stunde triggern) könnte Node-Red neu entscheiden. Alternativ, noch eleganter: Node-Red kann zeitversetzte Trigger direkt planen. Beispielsweise könnten wir um 14:05 Uhr nach Preisdaten-Update sofort für jede ausgewählte günstige Stunde einen Trigger programmieren: „Starte Laden um 02:00“ und „Stoppe Laden um 03:00“ usw. Das Node-Red Node schedex oder cron-plus kann solche dynamischen Timer erstellen. So würde Node-Red, sobald die Preise bekannt sind, die Lade-Schedule für die Nacht automatisch einstellen. Dieser Ansatz ist aufwendig, aber äußerst effizient, da Node-Red dann zur richtigen Zeit von selbst auslöst, ohne dauernd abfragen zu müssen.

Zusatzfunktionen: In einem professionellen Setup könnte man noch einen „Notladungs“-Modus vorsehen: Falls z.B. das Auto unbedingt am Morgen 100% haben muss (Termin, Einsatzfahrzeug etc.), sollte auch geladen werden, wenn die Preise unerwartet durchgängig hoch sind – Sicherheit geht vor Kosten. Solche Fallbacks (z.B. „spätestens um 4 Uhr beginnen, egal was es kostet“) kann man als zweite Bedingung implementieren. Ebenso kann ein Abbruchkriterium sinnvoll sein: Etwa wenn der Börsenpreis negative wird (ja, das kommt vor, d.h. man wird fürs Strom Abnehmen bezahlt), könnte man auch über den gewünschten SoC hinausladen oder andere Verbraucher einschalten – dies aber nur als Hinweis, da es den üblichen Rahmen verlässt.

Zusammenfassung und Nutzen für Praxis

Durch die Kombination aus Börsenpreisdaten, Node-Red Automatisierung und Victron GX-Steuerung lässt sich eine äußerst flexible EV-Ladeoptimierung realisieren. Gewerbliche Betreiber (z.B. Flotten, Taxiunternehmen, Lieferdienste) profitieren von deutlich reduzierten Stromkosten, indem sie ihre Fahrzeuge bevorzugt in Niedrigpreisphasen laden – dies kann über ein Jahr hinweg signifikante Einsparungen bedeuten, besonders bei mehreren E-Fahrzeugen. Private Anwender mit dynamischem Tarif können ihr E-Auto intelligent über Nacht laden und dabei z.B. teure Abendstunden umgehen, ohne manuell nachts den Stecker ziehen zu müssen. Das System arbeitet vollautomatisch im Hintergrund.

Victron Energy’s Infrastruktur aus Cerbo GX und EV Charging Station bildet dabei eine robuste Basis: Die Ladestation ist nahtlos ins Energiesystem integriert und kann über das GX fernüberwacht und ferngesteuert werden[2]. Node-Red als Low-Code-Plattform erlaubt die Umsetzung komplexer Logik, ohne tief in Programmierung oder Elektrotechnik einsteigen zu müssen – die visuelle Oberfläche und die vorhandenen Victron-Knoten machen das Engineering übersichtlich. Gleichzeitig bleibt das Setup erweiterbar: Man kann zukünftige Tarife, zusätzliche Verbraucher (z.B. Wärmepumpen oder Boiler über Shelly/AVM Steckdosen) oder sogar Vehicle-to-Grid-Funktionen integrieren – Ansätze dafür zeigen community-Projekte wie der Spotmarket-Switcher, der Batteriespeicher und smarte Steckdosen bei niedrigen Tibber- oder aWATTar-Preisen aktiviert[21].

Zum Schluss noch ein paar Hinweise zur Fehlervermeidung: - Zeit und Zeitzonen: Stellen Sie sicher, dass das GX-System die korrekte Uhrzeit synchronisiert hat (NTP aktiv). Börsenpreise kommen in CET/CEST; achten Sie bei Sommerzeitumstellungen auf die richtige Stunde. - API-Ausfälle: Bauen Sie im Flow ggf. eine Prüfung ein, ob die API-Daten valide sind. Falls der Abruf fehlschlägt oder unvollständig ist, sollte das Laden nicht komplett ausfallen – definieren Sie ein Fallback (z.B. „lade normal um 2 Uhr für 3h“). - Grenzen der Wallbox und des Autos: Unterschreiten Sie nicht den Minimalstrom des Fahrzeugs (meist 6 A). Die Victron EVCS setzt automatisch den Strom auf Mindestwert, falls zu niedrig. Auch sollte der Phasenabgleich beachtet werden, falls eine dreiphasige Ladung stattfindet (das Victron-System verteilt hier die Ströme – z.B. Zoe lädt dreiphasig nur >= 10 A pro Phase). Node-Red kann aber problemlos auch dreiphasig 11 kW steuern, solange diese Bedingungen berücksichtigt sind. - Testing: Testen Sie das System zunächst mit kleinen Schritten. Beobachten Sie im VRM-Portal oder auf dem GX-Display, ob die Ladestation wie gewünscht startet und stoppt. Nutzen Sie die Debug-Nodes in Node-Red, um die Entscheidungen nachzuvollziehen (z.B. Logs: „Preis 28 ct > Schwelle, Stop sende…“). - Sicherheit: Trotz Automatisierung sollte ein Auge auf das Gesamtsystem bleiben. Bei Unregelmäßigkeiten (z.B. Auto meldet Fehler, Ladestation „Locked-Up“) greifen eingebaute Sicherheitsmechanismen, aber es schadet nicht, Benachrichtigungen einzurichten – Node-Red kann z.B. via E-Mail oder Push-Nachricht melden, wenn Ladung gestartet/gestoppt wurde oder wenn ein Problem auftritt.

Mit dieser Lösung wird das börsenorientierte Laden Realität: Sie verbinden modernes Energiemanagement mit E-Mobilität und holen das Maximum aus variablem Stromtarif und eigenerzeugter Energie heraus – vollautomatisch und dennoch an die eigenen Bedürfnisse anpassbar. Wir haben gezeigt, wie man die technischen Komponenten zum Sprechen bringt; nun liegt es am Anwender, die Parameter zu optimieren. Viel Erfolg beim Implementieren Ihres individuellen Node-Red-Ladeflows und allzeit günstige Kilowattstunden!

Hinweise zur Fehlervermeidung:

  • Zeit und Zeitzonen: Stellen Sie sicher, dass das GX-System die korrekte Uhrzeit synchronisiert hat (NTP aktiv). Börsenpreise kommen in CET/CEST; achten Sie bei Sommerzeitumstellungen auf die richtige Stunde.

  • API-Ausfälle: Bauen Sie im Flow ggf. eine Prüfung ein, ob die API-Daten valide sind. Falls der Abruf fehlschlägt oder unvollständig ist, sollte das Laden nicht komplett ausfallen – definieren Sie ein Fallback (z.B. „lade normal um 2 Uhr für 3h“).

  • Grenzen der Wallbox und des Autos: Unterschreiten Sie nicht den Minimalstrom des Fahrzeugs (meist 6 A). Die Victron EVCS setzt automatisch den Strom auf Mindestwert, falls zu niedrig. Auch sollte der Phasenabgleich beachtet werden, falls eine dreiphasige Ladung stattfindet (das Victron-System verteilt hier die Ströme – z.B. Zoe lädt dreiphasig nur >= 10 A pro Phase). Node-Red kann aber problemlos auch dreiphasig 11 kW steuern, solange diese Bedingungen berücksichtigt sind.

  • Testing: Testen Sie das System zunächst mit kleinen Schritten. Beobachten Sie im VRM-Portal oder auf dem GX-Display, ob die Ladestation wie gewünscht startet und stoppt. Nutzen Sie die Debug-Nodes in Node-Red, um die Entscheidungen nachzuvollziehen (z.B. Logs: „Preis 28 ct > Schwelle, Stop sende…“).

  • Sicherheit: Trotz Automatisierung sollte ein Auge auf das Gesamtsystem bleiben. Bei Unregelmäßigkeiten (z.B. Auto meldet Fehler, Ladestation „Locked-Up“) greifen eingebaute Sicherheitsmechanismen, aber es schadet nicht, Benachrichtigungen einzurichten – Node-Red kann z.B. via E-Mail oder Push-Nachricht melden, wenn Ladung gestartet/gestoppt wurde oder wenn ein Problem auftritt.

Mit dieser Lösung wird das börsenorientierte Laden Realität: Sie verbinden modernes Energiemanagement mit E-Mobilität und holen das Maximum aus variablem Stromtarif und eigenerzeugter Energie heraus – vollautomatisch und dennoch an die eigenen Bedürfnisse anpassbar. Wir haben gezeigt, wie man die technischen Komponenten zum Sprechen bringt; nun liegt es am Anwender, die Parameter zu optimieren. Viel Erfolg beim Implementieren Ihres individuellen Node-Red-Ladeflows und allzeit günstige Kilowattstunden!

Börsenpreisorientiertes Laden von Elektrofahrzeugen mit Node-Red und Victron GX

19.08.2025 E-Mobilität
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